Gedenken an den "Anschluss" 1938
Heute vor 83 Jahren, am 12. März 1938, haben deutsche Truppen die Grenzen nach Österreich überquert – der Tag des „Anschlusses“ Österreichs an das Deutsche Reich. Bereits in den frühen Morgenstunden waren der Reichsführer-SS Heinrich Himmler und der Chef der Sicherheitspolizei und des SD, Reinhard Heydrich mit einem Flugzeug in Wien Aspern gelandet; sofort wurde begonnen, den österreichischen Polizeiapparat "gleichzuschalten". Am Nachmittag überschritt Adolf Hitler in seiner Geburtsstadt Braunau die Grenze; in Linz traf er mit Arthur Seyß-Inquart zusammen, der in der Nacht zuvor auf Druck der deutschen NS-Führung zum Bundeskanzler in Österreich ernannt worden war.
Das Ausbleiben internationaler Proteste und die Jubelstimmung in weiten Teilen der österreichischen Bevölkerung bestärkten die NS-Führung, Österreich früher als geplant und vollständig in das Deutsche Reich einzugliedern.
Der "Anschluss" wurde aber – wie der Historiker Gerhard Botz aufgezeigt hat – nicht nur von außen, durch den Einmarsch, vollzogen, sondern auch von unten und von innen:
Von unten – durch Demonstrationen "illegaler" Nationalsozialisten in den Tagen vor dem Einmarsch, die von Polizei und Heer nicht unterbunden wurden.
Von innen – indem am 11. März 1938 Nationalsozialisten in die Landhäuser eindrangen und die Landeshauptleute durch NS-Amtsträger ersetzten. So erlangten die Nazis auch in österreichischen Bundesländern die Macht und konnten den "Anschluss" forcieren.
Die Bilder des „Anschlusses“ – die jubelnde Bevölkerung auf den Straßen bei Hitlers Triumphfahrten, die öffentlichen Demütigungen von Jüdinnen und Juden, die zahlreichen Verhaftungen von Regimegegnern, die „wilden“ Arisierungen – all das hat sich in das kollektive Gedächtnis eingebrannt.
Doch wie erlebten jene Österreicher*innen, die Hitler nicht begrüßten, die von den Nationalsozialisten verfolgt und verhaftet wurden, die um ihr Leben fürchten mussten, die Stunden und Tage nach dem "Anschluss"?
Einige Antragsteller*innen des Nationalfonds, die meisten waren damals Kinder oder junge Erwachsene, haben ihre Erinnerungen an diese dramatischen Ereignisse niedergeschrieben und so für die Nachwelt dokumentiert. Widerstand zu leisten, sich der mächtigen Strömung der irregeleiteten Massen entgegenzustellen, erforderte Mut und Zivilcourage – Eigenschaften, die heute genauso gefordert sind, wenn Rechtsextreme die historischen Ereignisse verharmlosen und mit ihren Parolen, antisemitischen Codes und verzerrten Geschichtsbildern durch Krisen verunsicherte Menschen manipulieren.